Wildbret: Mut, Experimentierfreude und bitte keinen „religiösen Überbau“:

Mich erreichen tatsächlich immer wieder Anfragen, was und womit ich gerade koche. Verehrte Interessentinnen und Interessenten: Viel zu viel der Ehre, Sie korrespondieren mit einem Laien, einem Autodidakten, einem zwar Experimenten aufgeschlossenen, aber gänzlich unerfahrenen „Hobbyist“.

Da ich mir (noch) nicht zutraue, belastbare und somit reproduzierbare Rezepte herauszugeben, bleibt mir gegenwärtig nur, mit den Zutaten zu klappern, die in meiner bescheidenen Waldküche häufig Verwendung finden, um so, auf Ihre/Eure Nachfragen wenigstens etwas Reaktion zu zeigen:

1.) Die Senfgalerie Nemitz, www.senfgalerie.de (Überraschung), stellte schon manchen Grundstock für Saucen, Soßen und beste Ergänzungen zu Wild-Burgern und -Bratwürstchen. Momentan finden sich schlanke 50 Geschmacksrichtungen auf der Homepage, wer da nichts findet … Ich nutze diverse Sorten, u.a. (!) Balsamico-Honig-Senf, Bärlauch-Senf und Estragon-Senf. Letzterer mischt sich immer wieder z.B. in eine Estragon-Sauce, die gut zu Mangold passt oder ich produziere damit eine Art Sud, den ich bei Pilzgerichten einsetze. Richtig, nur Mut, das Gewürz selbst wird durch den Senf ersetzt. Apropos „Mut“: Die Senfgaleristen haben auf Ihrer Homepage Rezepte eingestellt. Die „Filetsteaks mit Kräuterhaube“ funktionieren sehr gut mit Rotwild.

2.) Die Produkte der Nudelwerkstatt, richtig, www.nudelwerkstatt.de, sind immer wieder Bestandteil meiner Küche. Die Geschmacksrichtungen Spinat, Lauch und Rosmarin finden aktuell Verwendung. Auch hier Mut zum Rezept. Bandnudeln in Tomatensauce habe ich, sehen Sie es mir nach, nicht nur nachgekocht, sondern mit reichlich Wildhack unterfüttert.

3.) Ein Jagdfreund versorgte mich unlängst mit „la Mola“, einem spektakulär leckeren Öl. Unter, Sie ahnen es, www.oliomola.com, findet sich – auch auf deutsch – eine kleine Homepage der Herstellerfamilie. Dort finden sich u.a. folgende Formulierungen:

- Als Zwischenmahlzeit, als Appetizer oder zur Minestrone umwerfend gut.
- Am besten schmeckt Pane Olio mit ofenfrischen Brot.

Ich durfte das Öl kennenlernen, indem ich frischestes Brot in das Öl tunken konnte, das in eine kleine Form gefüllt worden war. Sensationell, dieses Öl pur „gedippt“ zu kosten. Aktuell findet la Mola bei mir zu Nudelgerichten Verwendung. Über die fertigen Nudeln gieße ich das Öl und streue das Ganze mit hochfein zerkleinerten Parasol-Pilzen ab. Wenn Sie die Produkte der o.g. Nudelwerkstatt nutzen, verwenden Sie nur das Öl und lassen Sie bitte nicht unterschiedlichste Geschmacksrichtungen (Rosmarin kämpft gegen Parasol, Lauch überdeckt das Öl, Spinat versus …) gegeneinander. Nichts ist m.E. schlimmer, als ein aufgesetzter Widerstreit zwischen Thymian, Rosmarin, Oregano, Balsamico, Basilikum, Ingwer und so fort. Wenn eine Geschmacksrichtung, denn ...

Eine letzte Bitte, beispielsweise die Dame betreffend, die heute Nachmittag nachgefragt hat (Achtung: Absolut keineswegs despektierlich gemeint, verehrte Anruferin!): Machen Sie, gnädige Frau, aus Wildbret bitte keine Religion! Gehen Sie – und alle anderen auch – mutig (da ist der Begriff wieder) an das Wildfleisch ran. Sparen Sie sich anfangs komplexe Braten (-Rezepte), sondern operieren Sie mit Steaks, Würstchen und Hack. Denken Sie beim Stichwort Hack aber daran: What you see is what you get. Ihr „WYSIWYG-Wildhack“ halbiert sich nicht in der Pfanne/im Bräter oder fließt, überwiegend „wasserschwanger“ davon, wie Sie es, möglicherweise, von – wie drücke ich mich jetzt aus? – vom eingeschweisst-Massen-Hack kennen.

PS: Ich stehe mit keinem der genannten Unternehmen in einem Abhängigkeits-, Zuwendungs- oder sonstigem Verhältnis. Mehr noch: Die Hersteller wüssten vermutlich mit meinen Namen gar nichts anzufangen. Aber: Die Produkte sind klasse – und das ist es doch, was diejenigen interessiert, die mich anrufen, -mailen oder via Facebook Fragen stellen.


Immer wieder gerne gezeigt / es ist so einfach:
Wildschinken und verschiedene Senf-Spezialitäten


Lust auf Nudeln? So ja!



La Mola – hier produziert der Familienbetrieb 

Vorspeise sammeln, Hauptgericht erlegen

Was ist jetzt im Walde ein Thema? Ende der Rotwildbrunft, Beginn der Damwildbrunft, die möglicherweise schon anstehende Rauschzeit des Schwarzwildes oder der nun drängende Abschuss noch eines Bockes? Alles richtig, doch aktuell werden auch hier dieses Fragen von der Erwartung einer Mast überlagert.

Die Eichen spenden heuer überreiche Mast.

Was wäre denn daran so schlimm? In Waldrevieren erleben wir es häufig, dass sich auch Rot- und Damwild sehr lange und stark konzentriert auf kleinem Raum im Bereich der Mastbäume
aufhält. Ganze Revierteile sind temporär nahezu "wildleer". Mancher Jäger, der nun andernorts beispielsweise mit Mais- und/oder Rüben locken möchte, wird vor dem Hintergrund einer Mast dann verzweifeln. Wir bleiben möglichst flexibel und kirren nun mit Eicheln, Bucheckern, Nüssen. 

Ähnlich gespalten sehe ich eine andere Entwicklung: Es wird wohl/es war bisher ein gutes Pilzjahr. Pfifferlinge fanden sich gut, Steinpilze waren ab Anfang September zu entdecken und an meiner Spezialstelle für „Fette Hennen/Krause Glucken“ entdeckte ich einen wahrlich kapitalen Pilz an einer alten Kiefer. Womit wir beim nächsten Zwiespalt wären: Als begeisterter Hobbykoch sehe ich den Fund mit Freuden, forstlich signalisiert er hingegen das Ende des Baumes.

Insbesondere in Sachen Parasol-Pilze war 2015 ein gelungenes Jahr.
Diese hier stammen von der "Försterwiese" und der Weide hinterm Haus. 

Apropos Zwiespalt: Gute Pilzjahre bedeuten nicht nur Gaumenfreuden, sondern jede Menge Schwammerlsammler. Dank turnusmäßig wiederkehrender Beiträge in der Tagespresse („Die Pilzsaison hat begonnen“), erinnert sich nun auch der Letzte an Marone, Parasol oder Herbsttrompete. Eine kleine Gruppe Steinpilze wiederum entdeckte ich abends von einer Ansitzleiter, derweil auf Schalenwild wartend. Fast hätte mich die Betrachtung der Pilze so gefangen genommen, dass ich anwechselndes Damwild nicht bemerkt hätte. Es folgte die Erlegung eines Schmaltieres und das anschließende Absammeln diverser Pilze. Vorspeise gesammelt, Hauptgericht erlegt.


Ein Damschmaltier? Jetzt? Ja! Die relativ frühe Entnahme ist gut für die Kondition der verbleibenden Tiere. Gibt es in den Folgemonaten tatsächlich echte Nahrungsengpässe (Harschschnee etc.), haben wir durch die frühe Reduktion die Auswirkungen auf die Restpopulation durch die Verminderung des Konkurrenzdrucks gemildert. Außerdem kontrollieren ständig die Kondition des gestreckten Wildes, insbesondere die Feistvorräte (aktuell rekordverdächtig) und das Gewicht. Lückenlos wird jedes Stück katalogisiert: Datum, Uhrzeit, Erlegungsort, Jagdart, Gewicht und so weiter. Nach mehreren Jahren Buchführung bilden sich nun erste Datenreihen, die wir alsbald auswerten wollen – vor einem Geschnetzelten mit Wildbret und dunklem Bier. 

Vorweg könnte es meinetwegen gerne „Frittierte Waldpilze in Bierteig“ geben. Oder doch lieber „Caprese mit Waldpilzen“? Helfen Sie mir weiter ...

Alles Rotwild sowie Damhirsche frei


Neben dem 1. Mai sind sicherlich der 1. August sowie der 1. September wichtige Daten im Jagdjahr. Klar, 1. August bedeutet, dass die Rothirsche wieder frei sind. Doch hier bei uns liest sich dieser Termin noch anders:

Alles Rotwild frei!

Eine Sonderregelung nur für den Hochwildring Gartow-Lüchow ist unlängst verabschiedet worden. Danach ist alles Rotwild ab dem 1.8.2014 frei, d.h., auch Rotkälber und -tiere dürfen erlegt werden (Quellen: www.hochwildringe.de/www.hegering-gartow.de). Wie ist es dazu gekommen? Drei Überschriften aus unserer Regionalzeitung aus den letzten drei Jahren mögen hier eine Entwicklung verdeutlichen (Quelle: Elbe-Jeetzel-Zeitung):

Problemfall Rotwild: Kreisjägermeister Schüssler ruft bei Hegeschau der Kreisjägerschaft zu schärferer Bejagung auf.“

Im Bereich des Hochwildringes Gartow-Lüchow sei die Situation so ernst, dass man beschlossen habe, dort die Jagd auf das weibliche Rotwild schon ab dem 1. August freizugeben.“

Fast 600 Stück Rotwild sollen im laufenden Jagdjahr im Bereich des Hochwildrings Gartow-Lüchow erlegt werden – weil die Bestände aus dem Ruder zu laufen drohen.“


Seit drei Jahren verzeichnen wir zunehmende Wildschäden.
Nun also das dritte Jahr mit „allem Rotwild frei ab ersten August“. Die Regelung stößt vielerorts auf Unverständnis in der Jägerschaft. Manch' einer sieht seine Rotwildbrunft im Folgemonat in Gefahr, andere geben vor, dass die Kälber zu klein seien. 

Das – zumeist forstlich motivierte – „Gegenlager“ hofft aufgrund der hohen Bindung von Tier und Kalb auf eine Doublette oder postuliert die längst fällig Entlastung des Waldes von zu hohen Rotwildbeständen. So wird sicher die Umsetzung dieser Freigabe hüben wie drüben völlig unterschiedlich gehandhabt werden.

Ich bekenne mich freimütig zum zweiten Lager. Aber: Ob und wie wir davon Gebrauch machen können, ist völlig offen. Mindestens haben wir keine Probleme, angeblich zu kleine Rotkälber zu erlegen. Ein Reh mit 12 kg wird bejubelt, ein Rotkalb mit 17 kg ist aber zu klein?

Ebenso wenig sehr ich die Brunft in Gefahr. Aber auch diese Einstellung bringt mir jedoch regelmäßig Stirnrunzeln meiner Gesprächspartner entgegen, zum Teil sogar grobe Anfeindungen. Wir können dann noch so häufig erwähnen, dass trotz unseres Vorgehens der Brunftbetrieb läuft – es nützt alles nichts. Es darf halt nicht funktionieren. Wo kämen wir dahin, wenn man (uns in der Anfangszeit mit eingeschlossen!) zugeben müsste, jahrelang etwas Falsches nachgeplappert zu haben. 


Um zu verstehen, warum wir auch geringste Hirsche und Kahlwild in der Brunft jagen, muss ich zwei Grundsätze unseres Jagdbetriebs erläutern:

1. Punkt: Die Jagd in Intervallen. Im Februar, März, April sowie Juni, Juli und die letzten drei Wochen im November findet im Waldrevier keine Jagd statt! Mai, August und Dezember sind hingegen die Schwerpunkte unseres Jagdbetriebes. Sie werden von zwei revierübergreifenden Drückjagden jeweils Anfang Dezember/Januar flankiert. Freiwillig beenden wir die Jagd nach der Drückjagd im Januar. Und die Brunftzeit(en)? September und Oktober sehen – wenn überhaupt – nur einige wenige Gemeinschaftsansitze vor. Ca. vier Monate intensiv jagen und weitestgehend große Ruheintervalle sind unsere Ziele – tagaktives Rot-, Dam-, Schwarz- und Rehwild dankt es. 


2. Punkt: Ich liebe es, die Rot-/Damwildbrunft zu erleben. Aber: In den vergangenen zehn Jahren fielen trotzdem nur an einen (!) „romantisch angehauchten“ Ansitzmorgen zwei Rothirsche. Auch an diesem denkwürdigen Tag wurde ein Damschmaltier erlegt – leider das einzige Stück Lebensmittel. Denn: Meines Erachtens ist der Abschuss brunftiger Hirsche Lebensmittel-Vernichtung. Folgerichtig fallen bei uns im September und Oktober keine Rothirsche, ferner im Oktober und November keine Damhirsche. Zwar sind wir in diesen Monaten ohnehin nur „extensiv“ am jagen, aber wenn schon Gemeinschaftsansitze stattfinden, nutzen wir sich bietende Kahlwildchancen in der Peripherie des Reviers. Der Brunft in der Reviermitte/Ruhezone tat das übrigens nie einen Abbruch – obwohl, nicht nur aus Sicht des Rotwildes, unser Revier mit 239 Hektar nicht sonderlich groß ist.

Um nicht missverstanden zu werden: Jedem bitte seine Brunftjagd auf Hirsche, das Erleben unvergesslicher Stunden und die Erfahrung eines jagdlichen Zaubers, wie es eben nur die Brunft bescheren kann. Dennoch muss die Frage gestattet werden, was wir da konkret tun, bzw. (wichtiger!) wie die Außenwirkung unseres Tuns ist. Die oben skizzierte Erlegung bei der Hirsche mündete in der Produktion von Wildschinken (aus Keulen und Rücken) und einem Berg Hundefutter. Der Schinken gelang und mein BGS war dankbar für jede Menge (aus seiner Sicht) leckeres Futter. Aber kann es das sein? 



Wühläcker – 72 Stunden in Bildern

Nachstehend einige Beispiel-Bilder zum vorherigen Beitrag über Wühläcker. Die durch den Wind an diesem Wochenende unzugängliche "Försterwiese" (siehe vorherigen Beitrag) erbrachte u.a. folgende Fotoausbeute: 

Damwild in den Abendstunden

Damwild morgens

Rotwild nach dem Dunkelwerden

Damwild vorne, Rotwild hinten, morgens

Jede Nacht noch vor dem hell werden ...

... Sauenbesuch.

Damwild und Kraniche mittags

Ricke am Vormittag

Tagsüber auch: Tauben & Kraniche
Der hier abgebildete Wühlackerstreifen ist einer von vieren im Revier und deckt den Aspekt Nord- bzw. Nordostwinde ab. 

Wühläcker – störungsarm das Wild binden

Nicht nur, wenn man ein Revier übernimmt, ist man geneigt, sich in bereits vorgefertigten Bahnen weiterhin zu bewegen. Uns erging es da nicht anders. Alte Kirrungen wurden weiter regelmäßig beschickt, bis wir unsere Reviertouren auf der Revierkarte visualisierten und uns gefragt haben, was wir da eigentlich machten.


Kreuz und quer wurde umher kutschiert. Sandige Wege und Schneelagen brachten es außerdem immer wieder an den Tag: WIR waren einer der Hauptunruheherde im Busch. Fluchtfährten hüben, auswechselndes Wild drüben – wir haben es an manchen Tagen geschafft, Teile unseres Reviers leer zu kirren! Was tun?

Im ersten Schritt wurde die Anzahl der Kirrungen massiv zusammengestrichen. Was nützen xy Reviereinrichtungen dieser Art, wenn sie nicht hinreichend Ergebnisse bringen oder nur via Jagdbetrieb zum Quell von Unruhe werden? Im zweiten Schritt wurden nur noch Kirrungen betrieben, die störungsarm von der Grenze aus angefahren werden konnten. Im dritten Schritt arbeiten wir – bis auf eine Kirrung des klassischen Typs – nur noch mit Wühläckern.

Dieses reduzierte die ausgebrachte Menge an Kirrgut radikal, sorgte für weniger Unruhe und ersparte uns die ein- oder zweitägigen Kontrollfahrten im Revier. Insbesondere die Wühläcker waren und sind ein voller Erfolg: Geringste Mengen Mais werden dort eingefräst und beschäftigen das Wild über Tage und Wochen. Auch Rot-, Dam- und Rehwild sind in großer Regelmäßigkeit dort anzutreffen (oft über Stunden) und scharren mit Wonne – keineswegs nur die Schwarzkittel.
Wie es dazu kam
Bei der Neuanlage eines großen Wildackers kam es vor einigen Jahren zu einem Missverständnis mit dem Sohn des Landwirts, der die Flächen in Vertretung seines Vaters bestellen sollte. Der Jungbauer pflügte nicht nur den Streifen um, der für die Wildäcker vorgesehen war, sondern machte auch eine unserer Kirrungen dem Erdboden gleich. Über die gesamte Fläche brachte er die Wintersaat ein. Noch Wochen später durchwühlten die Schwarzkittel den Bereich des Wildackers, der zuvor als Kirrung diente. Die Situation mutete an wie »Roggen nach Mais« im Feldrevier.

Was war genau passiert? Zunächst fräste der Landwirt den Boden, um ihn für die Aussaat vorzubereiten. Dann brachte er die Saat aus und eggte das Saatgut leicht ein. Unsere Maislöcher wurden dadurch nicht nur zerstört, sondern das kostbare Schweinegold tief eingearbeitet und gleichzeitig verteilt. Der erste Wühlacker des Reviers war entstanden. Was uns überraschte, war die intensive Annahme dieses Wildackerbereiches auch durch Rot-, Dam- und Rehwild. Fuchs und Dachs sahen wir dort ebenso wie Waschbären und Marderhunde. Prompt suchten wir in der Folgezeit nach einem Weg, das Prinzip des Wühlackers weiter zu entwickeln.

Wie wir vorgehen

Etwa drei-/viermal im Jahr treffen wir uns seitdem mit dem Bauern. Er kommt mit Schlepper und Egge und wir haben Mais im Gepäck. Der Mais wird breitwürfig ausgebracht und mehrfach tief übergeeggt – fertig sind die neuen Wühläcker. Je nach vorhandenem Gerät und den örtlichen Begebenheiten (Wurzelwerk, Steine o. ä.), kann Mais alternativ auch mit einem Grubber (tief) oder mit einer Fräse (flach) eingearbeitet werden.

Fazit in allen Fällen: Obwohl wir teilweise nur geringe Mengen Mais, Eicheln, Bucheckern oder Kastanien ausbringen, hält diese Art der Anlage das Wild sehr lange auf diesen Flächen. Das Wild braucht ungleich länger, um an die begehrten Körner zu gelangen. Wir haben zudem häufiger mehr Zeit zum Ansprechen und zum Beobachten. Mittlerweile gestalteten wir nahezu alle unsere Kirrungen in Wühläcker um. Diese liegen ausnahmslos am Revierrand, fern der Einstände (wichtig!), und sind so störungsarm zu erreichen und zu bejagen. Eine positive Nebenerscheinung ist der insgesamt deutlich niedrigere Mais- und Dieselverbrauch, der sich selbstverständlich günstig auf die Jagdkasse auswirkt.

Die tägliche oder zweitägliche Rundfahrt mit Mais hatte ein Ende. Je nach Annahme werden die Wühläcker immer mal wieder neu bestellt. Stellt sich nach der Maisernte im Herbst mehr Schwarzwild im Wald ein, können die Flächen intensiver beschickt werden. Bei den Aktionen kann selbst die gute alte Handfräse oder zur Not die Harke in Aktion treten.

Die beste Zeit: Ende April, Ende Juli und im Herbst
Unser diesbezüglicher Takt sieht so aus: Wir legen Wühläcker im April, im Juli und im November an. So decken wir unsere Bejagungsschwerpunkte im Jahr ab. Den für uns wichtigen Mai – ein Teil des Rot-, Dam-, Reh- und Schwarzwildes hat in Niedersachsen Jagdzeit – bedienen wir durch eine Aktion in der (vor-)letzten Aprilwoche. Die Wühlackeranlage im Juli deckt den August, der zum Beispiel gut für die Feisthirschbejagung ist, und zum Teil auch den September (Brunft) mit ab.

Wühlacker-Anlage im Juli: Der Grasstreifen ist für das Wild unattraktiv
geworden. In das Gras wurden Eicheln, Kastanien und etwas Mais geworfen
(Eimer beachten). Nun wird dieser Dreiklang eingefräst.
Auch eine mögliche Vorgehensweise: Im Zuge des Mulchens einer Wiese
wird ein Streifen "geopfert": Kirrmaterial ausbringen, darüber mulchen,
fertig. Diverse Schalenwildarten mühen sich dann, das Kirrgutl aus
dem Grasschnitt wieder heraus zu suchen – und das dauert! 

Die Oktober- oder Novemberaktion bereitet die Phase der großen Drückjagd vor, je nach dem, wie diese terminiert ist. Ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr: In der ersten Novemberwoche – bisher hatten wir keine Probleme mit dem Frost – werden letztmalig die Wühläcker erneuert. Ab dann herrscht bis zum Termin der revierübergreifenden Drückjagd Anfang Dezember absolute Jagdruhe.


Nun ist das erste Mai-Wochende rum. Freitag und Samstag wurde angesessen, die Jagd am Sonntag fiel einer Feier am Vorabend "zum Opfer". Der Wind verhinderte an beiden Tagen einen Ansitz an der "Försterwiese" und dem Westteil des Reviers, so dass wir uns im Norden und Osten des Reviers tummeln mussten. An drei Wühlacker-Flächen dort kamen je eine Stück Schwarz-, Dam- und Rehwild zur Strecke. Die Rechnung ist wieder aufgegangen, wir sind zufrieden – und freuen uns auf die kommenden Jagdtage im Wonnemonat Mai.

Analyse, Abrisse, Aufbruch

Jede Menge hat sich in den letzten Wochen getan: Einige Kanzeln wurden repariert, Wildacker-Saatgut bestellt, Leitern umgestellt, ein neuer Salzleckstein am Bachlauf errichtet usw . Von „umgestellt“ und „neu“ war die Rede – erging es Ihnen auch so? Wäre nicht jetzt, im Frühjahr und bevor es wieder richtig los geht, der richtige Zeitpunkt, die eigene Jagdpraxis zu durchleuchten?

Mein Jagdfreund, Wildbiologe und „Jungjäger-Mitprüfer“ Andreas David bezeichnete diesen Abschnitt im Jahr mit den Worten „Zeit zum Nach- oder Umdenken, Zeit zur Planung oder zum Neustart“ und führt aus: „Hinterfragen Sie die Effizienz ihrer Jagdpraxis. Naturgemäß kann man nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Platz sein. Doch war die Mehrheit Ihrer jagdlichen Aktivitäten tatsächlich im Vorfeld geplant? Basierten sie auf gezielten Beobachtungen und tatsächlich gewonnenen Erkenntnissen? Oder haben Sie sich vielleicht doch nur allzu oft auf "gut Glück" eben mal irgendwo angesetzt? Wurde das jahreszeitlich wechselnde Verhalten der betreffenden Wildart, wurde ihr Aktivitätsrhythmus, ihre Einstände und Wechsel berücksichtigt? Stehen vor diesem Hintergrund Ihre jagdlichen Einrichtungen tatsächlich noch richtig?“

Was sich so alles tut und verändert, wird einem erst deutlich, wenn mal ältere und neue Revierkarten vergleicht. Wie lautet ein Teil der Auflistung im Infokasten: Pflanzpläne festlegen/umsetzen, Reviereinrichtungen überprüfen, Bestätigung des Wildes ...

Noch einmal Andreas David: „Gegebenenfalls kann weniger mehr sein. Gezielte Jagdintervalle und Sammelansitze sowie eine ebenso gezielte wie am Lebensraum orientierte und vielleicht schadensmindernde Schwerpunktbejagung sind weit effizienter als störungsintensive "Daueransitze" mit mäßigem Jagderfolg. Ist der so lieb gewonnene und "längst tradierte" Termin für die alljährliche Drück- oder Treibjagd wirklich noch passend?“ Und: „Mutiert beispielsweise eine Leiter oder ein Hochsitz von einer annähernd "sicheren Bank" in kurzer Zeit zum fast "chancenlosen Außenseiter". Reagieren Sie bitte auf dabei eventuell festgestellte Mängel und Defizite. Bis zum Mai bleibt ausreichend Zeit für "Umstellungen, Abrisse und Neubauten".

Recht hat er, auch wir müssen wieder umdenken! Beispiel: Kleine Forstgatter sind entstanden. Dazwischen stellen wir eine kleine Baumleiter auf, wir wollen sehen, ob uns dieser neue „Zwangswechsel“ nicht hilfreich sein kann. Wir helfen uns oft zunächst mit Tarnnetzschirmen und einfachen Anlehnleitern oder Drückjagdböcken. Bewähren sich die Orte, die wir ausgesucht haben, denken wir über einen Ausbau nach. Mit den neuen Reviereinrichtungen reagieren wir auch flexibel auf Veränderungen (Holzeinschlag, Waldwachstum, etc.).Der April ist sicherlich, gestatten Sie mir das Wortkonstrukt, der „Hauptfegemonat“ des Rehwildes. Jetzt gewinnen Sie Erkenntnisse über neue Einstände oder alt bewährte Plätze. Beobachten Sie, notieren Sie und ziehen Sie Ihre Schlüsse daraus. Machen Sie sich schon einmal Gedanken, wo sich ein Ansitz lohnt – und verfahren Sie wie oben beschrieben, denn es lohnt sich häufig nicht, gleich eine Kanzel zu bauen.



Kleiner, viereckiger Sitz. Kann z.B. als Drückjagdbock
oder "Testsitz" Verwendung finden. 
Im Gegenteil: Nichts liegt so schwer in den Regalen, wie große Reviereinrichtungen. Bis erst einmal der Entschluss gefasst wird, eine große Kanzel abzubauen, muss schon einiges passieren. Oft führt aber eben diese Bequemlich- und Schwergängigkeit dazu, an mittlerweile allenfalls noch mittelprächtigen Kanzeln und inzwischen nur noch störungsintensiv zu beschickenden Kirrungen davor festzuhalten. Kleinere, leichtere Konstrukte ermöglichen uns (auch im Kopf) mehr Flexibilität.

Während Böcke schieben/fegen treffen wir inzwischen nur noch Rotspießer mit Haupteszier an. Die anderen Hirsche haben alle abgeworfen. Vielleicht bescheren uns unsere Umbauarbeiten auch den Fund der ein oder anderen Rotwildstange - wir sind gespannt. 

Schwarzwild wurde mehrfach tagsüber in kleinen Verbänden (z.T. Einzelstücke) auf Waldschneisen entdeckt. Nach der Durchforstung im letzten Jahr, kommen nun gleich mehrere Abteilungen in Frage, wo die Bachen geschützt ihre Kessel anlegen konnten. Seit Anfang März führten sich die Mütter mit Nachwuchs auf den Wühläckern. Im April werden wir sie wohl vermehrt auf den Wildkameras haben. 

Das Damwild ist die derzeit am häufigsten zu beobachtende Wildart. Hier reicht manches Mal ein Fahrt über die Bundesstraße im Süden unseres Reviers und erneut eine Kontrolle der Waldschneisen im Vorbeifahren. 

Diesem "Hobby" gehen auch Freunde und Bekannte nach. So so kommt es gelegentlich vor, dass beispielsweise unser Postbote – selber Jäger – im Zuge der Brief- und Paketübergabe berichtet, wen oder was er bei uns entdecken konnte. Da auch diverse nichtjagende Bekannte ein interessiertes Auge auf unseren Busch geworfen haben, geriet heute ein Einkauf im Gartower EDEKA-Markt zur Info-Veranstaltung über Wildbewegungen am oder im Revier. Ein Beispiel: "Zwischen Rondel und Meetschow ist Mittwoch ein Rotwildrudel zu Dir gezogen. Das waren so um die 30. Wir haben erst einmal angehalten, um die rüber zu lassen. " 

Praktisch oder? :-)


Neue Bücher, neue Töpfe, neue Ziele

Dieser Blog, 2011 gestartet, erreichte mittlerweile wieder ein neues (Kalender-)Jahr. Nach dem Büchlein "Ein Jahr im Rotwildrevier", dass dieser Blog weiter schreibt, sind inzwischen zwei weitere Bücher hinzugekommen: 

http://www.amazon.de/Das-Waldrevier-Revierpflege-Peter-Burkhardt/dp/327501918X/ref=sr_1_4?s=books&ie=UTF8&qid=1423503411&sr=1-4&keywords=peter+burkhardt


http://www.amazon.de/Erfolgreiche-Drückjagd-Peter-Burkhardt/dp/327502003X/ref=sr_1_3?s=books&ie=UTF8&qid=1423503411&sr=1-3&keywords=peter+burkhardt
Insbesondere "Erfolgreiche Drückjagd" ist eine der Begründungen, warum diese Seite in der letzten Zeit etwas verwaist war. Hinzu kommen neue Kunden, für die ich schreibe und verschiedene Engagements in der (Kommunal-/Landes-)Politik, wenn es wieder einmal um Jagd, Wölfe etc ging.  

Nun geht es weiter, über 20.000 Zugriffe in der letzten Zeit gemahnen eine Fortschreibung dieses Blogs und im neuen Jahr gibt es jede Menge im Revier zu tun – ich werde berichten, versprochen. 

Eine weitere wunderbare Ausrede möchte ich aber bis zum nächsten Eintrag nicht vorenthalten: Das Thema Lebensmittel, gutes Essen, draußen (nicht nur!) kochen und gusseiserne Töpfe, Pfannen und Feldkochöfen verleiteten mich in der Vergangenheit dazu, zu brutzeln statt zu schreiben. Doch halt, dies muss ja kein Widerspruch sein! Auch über künftige Gerichte, Gerüche und Gerüchteküche(n) werde ich hier berichten. 

So viel vorneweg: In keinem der Jagdjahre vorher haben wir gemeinsam so viel Wild veredeln lassen. Schinken, Rückenlachse, Curry-, Brat- und Bockwürste, Sülze, Leber- und Mettwürste - die Liste ist noch länger. Selber höchst regional derartige Lebensmittel generieren zu können, verschafft unseren Jagdfreunden und mir immer größere Befriedigung. Von daher wird hier sicherlich auch das ein oder andere Bild in dieser Richtung hier Einzug halten. Beispiele gefällig?

Die erste selbstgemachte Kopfsülze. 

Schweine-Rippchen aus dem (neuen) Räucherofen

Teile meiner neuen Küche: Feldhochofen und Dutch Oven,
beides (nebst guten Koch-Büchern/GebrauchsanweisungenAnleitungen)
über VENATUS www.venatus.de bezogen. 

Was mich dabei besonders freut: Immer vollständiger wird erbeutetes Wild verarbeitet, zuletzt Wildschweinhäupter. Jahrelang blieben diese Schweinsköpfe ungenutzt. Auch das ist jetzt vorbei: Weit mehr Fleisch als erwartet war selbst an beiden Frischlingsköpfen, die wir bearbeitet haben, zu finden – lauter bestes Muskelfleisch. 

Eine Werktisch ist beschafft worden, eine weitere Kühlung folgt im April, ein Kurs "Feuer selber machen" sowie ein Seminar "Messer und Äxte schärfen" sind gebucht. Nein, dass mündet nicht im "durchgeknallten" outdoor-kochen und auch sonst – entgegen anders lautenden Meldungen – gehen wir hier nicht in ein neues Stadium der Verwilderung über. Ich möchte nur nach und nach alle diese Dinge lernen und immer mehr selber verarbeiten können. Und ich koche weiterhin zu über 90 % drinnen - nur zur Verfestigung.

Keine Sorge: Dies bleibt ein Blog über die Jagdpraxis im Schalenwildrevier und wird nicht die nächste Wild-Koch-Seite. Das können andere besser, vor allem besser beschreiben und bebildern. Aber Jagd und eigene Wildbret-Nutzung verzahnen sich bei uns immer mehr. Und so wird sich sicherlich die ein oder andere Delikatesse zwischen Ansitzleitern, Salzlecksteine oder Wildtier-Fotografien mischen ...

Apropos Salz: Im März geht es bei uns im Busch um neue und zu erneuernde Salzlecken, die Mineralstoffe in die Steinen und die Frage, welches Salz unser Wild besonders gerne anzunehmen scheint. Zudem müssen wir neue Sitz planen (und bestellen) und krempeln aus forstlichen Gründen den ein oder anderen Stellplatz für Drückjagdböcke um ...